DENALI 6194M
kältester Berg der Erde
AUF DER SUCHE NACH MEHRDENALI ODER MT. MC. KINLEY
Der Traum von immer höheren, schwereren und
extremeren Gipfel, steckt wohl in den meisten
Bergsteigern, Alpinisten und Klettern. Wie auch
immer man sich nennen will. Das Ziel bleibt wohl
meistens das gleich. Doch für viele bleibt es auch
ein Traum, einmal in ihrem Leben einen großen
und namhaften Berg zu besteigen. Vor allem dann,
wenn dieses Ziel selbst organisiert und verwirklicht
werden soll. Aber gerade das macht ein solches
Unternehmen fern der Heimat so reizvoll. Die
Organisation und Durchführung der Besteigung
eines hohen Berges ist nicht nur den Profis
vorbehalten. Ich will am Beispiel unserer Denali-
Expedition im Frühjahr 1997 zeigen, daß jeder, der
sich für die großen Berge der Welt interessiert,
auch eine Chance bekommt, diese zu besteigen.
Und zwar mit eigenen Mitteln und Kräften.
Allerdings muß auch jeder wissen, wo und wann
seine Grenzen oder die seiner Kameraden erreicht
sind. Sollte somit die alpine Erfahrung und die
entsprechenden Kenntnisse vorhanden sein, ist der
Rest nur noch eine Frage des richtigen Angehens an
ein derartiges Projekt.
Für uns fiel die Entscheidung, den als kältester
Berg der Welt bekannten Mt. Mc. Kinley oder
besser noch Denali zu besteigen im Winter
1996/97. Recht spontan und unvorbereitet fragte ich
Stefan, ob er mit mir nach Alaska fliegen würde,
um den großen Weisen zu besteigen. Dieser war
zunächst etwas erstaunt, aber dennoch gleich
begeistert dabei. Der dritte im Bunde war Andy,
ebenfalls ein langjähriger Bergkamerad. Allerdings
wollte zunächst noch keiner so recht daran glauben.
Für mich war dieser Berg schon lange Jahre ein
Wunschtraum. Ich wollte unbedingt dort hinauf.
Weiß der Teufel warum. Allerdings scheiterte
schon vor Jahren der Versuch, sich für diesen Berg
aufzurappeln und die Organisation in die Hand zu
nehmen. Damals lockte eine sechsmonatige
Kletterreise in die USA doch mehr.
Nun aber ging die Organisation und Planung richtig
los. Fehlende Ausrüstungsteile mußten besorgt oder
gekauft werden. Der USA-Flug und der
Gletscherflug ins Basislager am Denali gebucht und
die gesamte Verpflegung für min. 14- 20 Tage
zusammengestellt und gekauft werden. Da wir
schon viele Touren unternommen hatten und unsere
Ausrüstung schon weitgehend vorhanden war,
handelte es sich nur noch um einige spezielle Dinge
wie besonders warme Unterwäsche und Schuhe,
genauso wie Mützen und Handschuhe. Die
Schlafsäcke, die wir besaßen waren weitgehend
ausreichen. Allerdings trieben die
Schauergeschichten, über die erbärmliche Kälte am
Denali Andy und Stefan zu einem Bettengeschäft,
um ihre Schlafsäcke doch noch etwas aufzudaunen.
Dank des Internets und des Emails war die
Reservierung des Gletscherfluges und die
Anmeldung bei der Rangerstation in Talkeetna
überhaupt kein Problem. Einige Mails hin und her
und die Sache war gebucht. Selbst der Transfer
vom Anchorage Int. Airport nach Talkeetna, dem
Ausgangspunkt und Flugplatz für die Flugzeuge ins
Basislager, konnte per Email abgehandelt werden.
Die Buchung des Flugs von Deutschland nach
Anchorage war dann nur noch eine Pflichtübung in
einem Reisebüro.
Die Zusammenstellung der Verpflegung machte da
schon größeres Kopfzerbrechen. Einerseits sollte
sie sehr kalorienreich sein, andererseits allerdings
auch nicht zu schwer. Lange Diskussionen brachen
aus über die verschiedenen Geschmäcker und
Ideen. Die Spanne reichte von Schnitzel bis
Astronautennahrung.
Nach einigen Gesprächen mit einem
Ernährungswissenschaftler kamen wir dann auch
mehr und mehr zu einem Ergebnis. Die warmen
Hauptmahlzeiten sollet aus Travellerlunchpacketen
bestehen, die in verschiedenen
Geschmacksversionen erhältlich sind. Als
Frühstück diente uns für die tieferen Lager ein
fertiges Gemisch aus Sportlermüsli und
Milchpulver oder Fruchtschnitten. Für die höheren
Lager wurde für uns eine Mischung aus
Frühstücksflacks und Sporternährungspulver,
ähnlich wie für Hochleistungssportler oder
Bodybuilder gemixt. Trotz einiger Argumente
gegen Fleischprodukte liesen wir uns eine Variation
von dünn geschnittener Salami und verschiedener
Räucherwürsten zusammenstellen. Diese ganzen
Dinge wurden portionsweise für jede Tagesration
Vakuum abgepackt. Speziell die Fleischprodukte
erwiesen sich als sehr entgegenkommende
Abwechslung, die nicht zuletzt auch die
Lagermoral immer etwas auffrischte. Es gibt nichts
Schlimmeres, als nach einem anstrengenden Tag
auch noch mit Überwindung etwas
herunterzuwürgen, das zwar nahrhaft und
kalorienreich ist, bei dem der Geschmack aber eher
auf der Strecke bleibt. Die zwar Kohlenhydrat
haltigen Spaghetti sind letztlich auch in
irgendeinem Materialdepo zurückgeblieben und
warteten auf uns bis zum Abstieg. Die restliche
Zusatzernährung bestand aus Fruchtschnitten,
Schokolade usw. Der Getränkehaushalt wurde fast
völlig durch isotonische Getränkepulver in
verschiedenen Geschmacksvarianten bestritten.
Hiervon war eine Tagesration von min. 4-5l pro
Person und Tag eingeplant. Dieses sollte auch
streng eingehalten werden, da der Körper in diesen
Höhen und bei einer derart trockenen Luft sehr viel
Wasser verliert. Außerdem begünstigt das viele
Trinken auch die Akklimatisation, die bei allen
höheren Bergen das Wichtigste ist, auf das geachtet
werden sollte.
Die Vorgehensweise bei der Expedition selbst
wollten wir je nach Leistung und Wohlbefinden
individuell Gestalten. Für uns war das
amerikanische Schlagwort „Carry high sleep low"
der Schlüssel zum Erfolg. Also Materialtransport in
ein höheres Lager, und zum Schlafen Abstieg in ein
tieferes Lager. Diese Fortbewegungsart kostet zwar
oft einige Überwindung, wenn einmal Höhe
gewonnen ist, diese wieder voll abzusteigen, um
sich am nächsten Morgen wieder hochzuquälen.
Dennoch wird hierdurch der Körper zur
Akklimatisation angeregt und die Lasten auch
etwas verteilt. Das heißt zunächst wird Benzin,
Verpflegung und evt. Ausrüstung höher getragen,
um dann am zweiten Tag mit dem Zelt und den
restlichen Dingen vollends aufzusteigen. Auf diese
Art schafften wir den Gipfel innerhalb von 9 Tagen,
trotz eines Schlechtwettereinbruches von zwei
Tagen, der uns ordentlich Neuschnee bescherte.
Hierdurch wurde auch unser Plan, den Gipfel über
die Westrip zu besteigen nichtig. Also weiter auf
der West Buttress.
Unsere Vorgehensweise sah wie folgt aus:
1.Tag Ankunft im Basislager, Materialtransport von
2000m auf 2700m über eine Distanz von 11km.
Abstieg ins Basislager.
2.Tag Versetzen des Lagers vom Basecamp auf
3000m
3.Tag Materialtransport von 2700m auf 3700m und
Abstieg ins 3000m Lager.
4.Tag Versetzen des Lagers auf 4000m.
5.Tag Materialtransport von 3000 auf 4200m.
Abstieg auf 4000m.
6.Tag Versetzen des Lagers auf 4200m.
7.Tag Materialtransport von 4200m auf 5000m.
Abstieg auf 4200m.
8.Tag Versetzen des Lagers auf 5300m. Mitnahme
der gesamten Gipfelausrüstung und Verpflegung
für 2 Tage. Die restliche Verpflegung für weitere 5
Tage ink. Benzin bleibt auf 5000m.
9.Tag Gipfeltag! Bei -37°C, innerhalb von 7
Stunden auf den 6194m hohen Gipfel und 2
Stunden zurück ins 5300m Camp.
10.Tag Abstieg auf 3300m mit dem gesamten
Gepäck.
11.Tag Abstieg ins Basislager und Rückflug nach
Talkeetna.
Auf diese Weise konnten wir 4 Nächte auf 4000m
bzw. 4200m verbringen. Dieses ist sehr wichtig und
auch von den meisten Denalibesteigern empfohlen.
Die Mitnahme von Tourenski brachte uns einen
immensen Vorteil auf den tieferen Gletschern und
beim schnellen Zurückkehren nach den
Materialtransporten. Selbst die billigen Schlitten,
auf denen das Material transportiert wírd, machten
bei einer Skiabfahrt keine besonderen Probleme.
Dennoch gestaltete sich der Abstieg schwieriger als
vorauszusehen, da beim Abstieg immer das
gesamte Gepäck ink. der Verpflegung, die wir in
verschiedenen Depos zurückließen, getragen bzw.
auf dem Schlitten gezogen werden mußte.
Die Saison dauert am Denali von Mai bis Juli.
Während im Mai weniger die Gefahr von
Spaltenstürzen besteht aber die Temperaturen eher
abweisend sind ist es im Juni bzw Juli zwar
angenehmer andererseits nehmen die Niederschläge
wieder zu und die Gefahr eines Spaltensturzes
steigt rapide. Allerdings zeichnete sich in den
letzten Jahren der Juni als optimal aus. Die West
Buttress ist zwar eine oft begangene und die
einfachste Route am Denali. Allerdings ist
„einfach" relativ an diesem Berg. Er sollte ernst und
mit gebührendem Respekt behandeln werden, da
sich die Verhältnisse am Berg sehr schnell Lebens
bedrohlich ändern können.
Weitere Infos gibt es über Internet oder von der
Ranger Station direkt per Post. Karten und
Führermaterial (wenn man dieses so nennen kann),
sowie eine deutschsprachige Infobroschüre mit
viele Tips und weiteren Adressen sind ebenfalls
hier erhältlich. Zu beachten ist auch eine 60 Tage
Anmeldefrist vor der geplanten Tour, die für eine
Besteigung von Denali und Mt. Forker nötig ist.
Ebenfalls sind 150$ pro Person für die beiden
Berge zu bezahlen.
Einige nützliche Adressen:
Van und Shuttle Service:
Talkeetna Shuttle: E-Mail: tshuttle@alaska.net
Daily Van Service, Po Box 448, Denali Natl. Park,
Alaska 99755
Gletscherflüge:
Talkeetna Air Taxi, P.O.Box 73, Talkeetna, Al.
99676, Fax 907-733-1434 Tel.:907-733-2218, EMail:
flytat@alaska.net
K2 Aviation, Box 545-B, Talkeetna, Al. 99676, Fax
907-733-1221 Tel.:907-733-2291, E-Mail:
flyk2@alaska.net
Ranger Station:
Chief Climbing Ranger, Denali Nt.Park, P.O.Box
327, Talkeetna, Al. 99676 Tel.:907-733-2231, EMail:
DENA_Talkeetna_Office@nps.gov
weitere Infos per Net:
http://www.millcomm.com/~kbayne/denali.html