top of page
Pik Lenin

PIK LENIN 7110M

Ein Tatschikischer Alptraum

AUFBRUCH IN DEN OSTEN

Es war wieder einmal soweit. Wie schon gewohnt
hies es irgend wann einmal:
"Los wir gehen nach Russland auf den "Pik Lenin"
Typisch, wie immer, lang entschlossen stand dieses
Mal die Frage von Rolf im Raum "Wer geht mit?"
Die Zustimmung kam recht schnell von Michel und
nicht ganz so schnell von mir.
Eigentlich wollte ich doch mal ein Jahr aussetzen.
Ich wollte mal in meinem Urlaub nicht nur von
Tütenfutter und Pulvertrank leben. Ein schöner
Kletterurlaub wäre doch auch mal wieder ganz nett
gewesen.
Aber dem sollte halt nicht so sein. Also war wieder
organisieren angesagt.
Dieses mal hielt sich der Aufwand dafür allerdings
in Grenzen.
Dadurch das die Einreise nach Kasachstan und
Kirkistan nicht unbedingt einfach ist,
tut man recht gut daran sich einer Organisation
anzuschließen.
So auch wir. Wir buchten somit unsere Exkursion
über das Österreichische Verkehrsbüro.
Dieses stellte sich auch bald als die richtige
Entscheidung heraus. Der größte Teil der Tour war
damit eigentlich schon organisiert. Es blieb jetzt nur
noch das
Persönliche zum planen.
Am 02.07.01 gings dann los. Unsere Anreise
erfolgte 1 h von Zürich nach Amsterdam, weiter in
6h nach Alma Ata, dann mit dem Bus 6h nach
Biskek und gleich weiter mit dem Flugzeug
(zumindest wurde das dort so bezeichnet) nach
Osch.
Wir hatten dann schon bald mitbekommen das daß
Reisen in Russland als abenteuerlich bezeichnet
werden kann. Abgesehen davon das unser gesamtes
Gepäck im Flug nach Osch im Flugzeug zwischen
den Passagieren verstaut wurde, der Pilot und seine
Mannschaft zwischen Flugzeugdecke und Gepäck
ins Cockpit klettern mußten, war es zwar
abenteuerlich aber auch mal etwas anderes. Bei
diesen Verhältnissen war es dann auch nicht
verwunderlich das nicht auf die
Sicherheitsbestimmungen während des Fluges
hingewiesen wurde. Dazu war aber eh kein Platz
mehr.
In Osch gab es dann zunächst mal die erste
Verschnaufpause. Wenn man das so nenne kann.
Bei unserer Ankunft in Alma Ata hatte es noch ca.
25°C, und das um 2 Uhr Nachts. In Osch erwarteten
uns dann auch nur noch ca 40°C. Somit kann man
sicherlich
im unklimatisierten Hotel nicht unbedingt von
Erholung reden.
Gleich am nächsten Morgen rasen drei Touris und
eine Dolmetscherin über den Oscher Markt um
noch die letzten Dinge zu besorgen, bevor es in die
wilden Berge des Pamirs geht.
Das Abenteuer nahm kein Ende. Unser
Transportmittel war ein alter (uralter) Hamas LKW
mit Wohnkloaufbau und Flugzeugsitzen. Das die
Karre aus allen Löchern rauchte und irgendwelche
Flüssigkeiten aus so mancher Ritze liefen, sollten
wir wohl tunlichst ignorieren. Es waren ja
wenigsten vier Räder dran.
Unser Fahrzeug läßt bald die heiße, verstaubte Stadt
hinter sich und taucht in die engen Täler des
Pamirs. Für die letzten 250km mit diesem Gefährt
sollten wir rund 8h benötigen.
Aber schon nach einer Stunde kam der Eindruck
auf, das unser Gedärm in eine Wäscheschleuder
geraden ist. Die Straßenverhältnisse (wenn
überhaupt von einer Straße geredet werden konnte)
wurden zunehmens schlechter. Die letzten 50km
würden bei uns stellenweise unter der Kategorie
"Gebirgsbach" eingestuft. Maximal von einem
guten Kajak Fahrer zu befahren. Aber hier macht
man das mit einem LKW.
Aber wie schon gesagt es ist und bleibt halt
abenteuerlich. Man gibt sich hier ja auch alle Mühe
dem verwöhnten Bergtouristen aus Deutschland
etwas zu bieten.
Endlich nach 8h im Basislager angekommen,
sammelten wir rasch unsere ganzen Gliedmaßen
vom Boden auf, um wenigstens den Eindruck zu
erwecken, das dies alles einem gestandenen
Bergsteiger aus Deutschland nichts ausmacht. Nun
ja den Versuch war es wert.
Die Lagerbesatzung steht uns gleich hilfreich zur
Seite. Was für ein Service. Garek, der Lagerchef
weist jedem gleich sein Zelt zu. Jetzt erst ist einmal
ausruhen angesagt.
Die Temperaturen sind beim mittlerweile
graubewölken Himmel auch wesentlich
angenehmer. Aber schon recht bald bekommt man
zu spüren das wir uns
schon auf 3800m befinden. Es wird sehr frisch und
als es dann auch noch zu graupeln anfängt, wurde
auch dem letzten klar das wir in den Bergen
angekommen sind.
Der Service und die Freundlichkeit im Lager
überraschte uns ja schon, aber damit nicht genug,
uns wurde ein 4 Gänge Menü aufgetischt das seines
Gleichen sucht. Von wegen Tütenfutter. Frisches
Gemüse, Salat und Obst. Das dieses alles mit soviel
Komfort von statten geht, hat uns alle schon schwer
beeindruckt.
Obwohl das Wetter zunächst so fragwürdig bleibt
brechen wir nach einer kurzen Einweisung über die
Gegebenheiten am Lenin und seinen Lagern auf,
zum Travellers Pass. Eine ca. 1-2 Stündige
Wanderung zum Akklimatisieren. Außer das Rolf
und Michel den schon oft zitierten Dünnpfiff
kassiert hatten, macht sich die Höhe noch nicht
bemerkbar. Vom Pass aus besteigen wir noch
schnell einen kleinen Gipfel und schon ist der erste
4000er gefallen. Aber das ist ja nichts besonderes,
die stehen hier ja an jeder Ecke. Damit der geplante
Aufstieg zum Lager 1 am nächsten Tag nicht gleich
so stressig wir, brachten wir schon etwas Gepäck
auf den Pass zum deponieren.
Gegen Abend geht es dann wieder runter ins
Basislager wo die dampfende Suppe schon auf uns
wartete.
Am nächsten Morgen geht es dann los. Aufbruch
ins Lager 1. Schneller als am Vortag laufen wir bei
zunehmens besserem Wetter hinauf zum Pass und
gleich wieder steil hinunter auf den Gletscher.
Schon hier wußten alle das dieses Stück auf dem
Rückweg eine Härteprobe werden könnte. In
rutschigem Geröll geht es ca. 200hm hinab. Grobes
Geröll führt uns dann entlang dem Gletscher auf
flaches aperes Eis. Der Weg zieht in mitten dieses
großen Eisstroms immer weiter unter die Nordwand
des Pik Lenin, die an dessen Ende fast 3000m
direkt zum Gipfel führt. Da kam auch gleich wieder
der Gedanke "Oh man hätten wir doch nur die Ski
mitgenommen". Aber in Anbetracht dessen das
erstens Michel nicht Ski fährt und wir zu unserem
Gepäck auch noch die Latten hier hoch tragen
müßten, war der Gedanke auch schnell wieder weg.
Es erschien unendlich lange bis sich das Lager
hinter einigen Spalten auf einer Moräne auftat. Wir
waren bei einer der ersten Gruppen in dieser
Saison. Somit konnten wir nicht auf große Spuren
hoffen. So kam es auch das Rolf und Michel,
angeführt von einem unserer Lagerorganisation sich
gleich verliefen. Unsere Leute von Thin Shan
Travell erichteten auch erst jetzt die ganzen Lager.
Es war sehr deutlich daß sie langsam in Hektik
verfielen da sie selbst auch erst angereist sind und
selbst noch nicht gerade gut akklimatisiert
schienen.
Nach ca. 4 ½ -5 Stunden war es geschafft. Das
Lager war erreicht. Was wir nicht wußten, hier
wurden auch gleich Zelte für uns aufgeschlagen.
Und unsere Crew machte sich gleich wieder ans
kochen. Es war uns ja schon mehr als peinlich, das
die rennen und alles für uns organisieren. Völlig
ungewohnt von den bisherigen Expeditionen.
Nach dem wir wieder einmal sehr gut gegessen
haben und unser Gepäck in den Zelten verstaut war,
heis es wieder absteigen zum Basislager. Immerhin
war noch einiges an Gepäck dort unten. Es bestand
zwar die Möglichkeit Träger zu nehmen, aber
dieses war, wie schon oft bewährt, die ideale
Akklimatisierung, indem etwas in ein höheres
Lager getragen wurde, aber zum Übernachten in die
tieferen Regionen abgestiegen wurde.
Also wieder den Gletscher hinunter, die Moräne
steil hinauf und wieder ins Basislager hinab. Nach 2
½ Stunden saßen alle wieder in der Jurte des
Basecamps.
Der dritte Tag am Berg. Die noch verbleibende
Ausrüstung wird zusammen gepackt und
wieder geht es hinauf zum Lager 1. Dieses mal
hoffentlich auch zum letzten Mal.
Der Weg erschien nun auch wesentlich angenehmer
und nicht so lange.
Auch das Wetter besserte sich Tag für Tag.
Allerdings wußte bald keiner mehr so richtig was
eigentlich besser war. Schlechtes Wetter und wenig
Sicht oder gutes Wetter und eine Sau Hitze. Sobald
die Sonne raus kam wurde die Strahlungswärme
extrem unangenehm. Dieses sollte uns weiter oben
dann auch noch deutlicher werden. Mit solchen
Temperaturen hatte keiner gerechnet.
Der vierte Tag. Heute soll schon etwas Gepäck auf
das Lager 2 gebracht werden. Michel und ich
machen uns auf den Weg durch die Spaltenzone am
Fuße der Lenin Nordwand.
Dieses ist sicherlich der technisch schwierigste
Teil, wobei sich auch diese sehr in Maßen halten.
Die Schwierigkeiten bestehen einzig nur in der
Überwindung der einzelnen, mit unter schon recht
respektvollen Spalten. Unsere Lagerbesatzung hatte
am Vortag schon die größten Spalten mit Fixseilen
abgesichert. Somit konnten wir uns einfach
einklinken und gesichert zur Tat schreiten. Als wir
allerdings dann an der ersten und auch größten
Spalte am Sicherungspunkt ankamen, traute ich
meine Augen kaum, als ich sah wie das Seil
befestigt war. Eine eigentlich schon ausgediente
Eisschraube schaute schon zur Hälfte aus dem sehr
morschen Gemisch aus Eis und Schnee. Einen Sturz
hätte dieses Ding nicht mitgemacht. Anscheinend
gehen hier die russischen und deutschen Meinungen
bezgl. Sicherungstechnik etwas auseinander. Den
Schrecken schnell verdrängt steigen wir weiter den
ersten Teil der Nordwand hinauf bis auf ca. 5300m.
Dort quert die Spur leicht abfallend nach rechts
zum Lager 2 hinüber. Allerdings sehr frustrierend
das es eben bergab ging. Diese große Senke mußte
somit auf dem Rückweg wieder aufgestiegen
werden.
Es befanden sich gerade mal zwei Zelte im Lager.
Eines von einem einzelnen Türkischen Bergsteiger,
und eines von unserem Lager. Unsere Leute bauten
selbst in jedes Hochlager einen Stützpunkt um im
Notfall schnell reagieren zu können. Wie schon
beschrieben waren wir immer wieder überrascht
über die Leistungen die in unserer Buchung bei
Thin Shan Reisen inkl. gerechnet wurden.
Solch eine Betreuung und solch ein Service war
schon fast beschämend.
Nach dem das Zelt aufgebaut und befestigt war,
ließen wir es mit einiger Ausrüstung zurück und
stiegen wieder zu Rolf ab, der diesen Tag noch als
Ruhetag für sich nutzte.
Der fünfte Tag. Heute drehen wir den Spieß um,
Rolf muß rauf, Michel und ich bleiben unten. Rolf
hängt sich an zwei Österreicher die heute auch zum
ersten Mal zum Lager 2 aufsteigen wollten. Als es
langsam aber sicher immer heiser wurden konnten
wir sehr gut nachempfinden wie sich die Jungs dort
oben in der Wand fühlten. Die kleinen schwarzen
Punkte in der riesigen Wand kamen nur sehr
langsam voran. Doch nach einiger Zeit löste sich
ein Punkt von den anderen. Es war Rolf, er lief
allen voraus. Scheinbar hatte er sich jetzt wieder an
die Höhe gewöhnt.
Nun endlich am fünften Tag soll es hoch auf 5300
zu übernachten gehen. Der Aufstieg geht relativ
schnell und ohne Probleme. Erst ab der Querung
zum Lager 2 brennt die Sonne unerbittlich. Als
dann auch noch der Wind wegbleibt wurden die
restlichen Meter zum Lager zur Qual. Die
Strahlungswärme dörrt den Körper regelrecht aus.
Jeder Wille etwas zu leisten verdampft in der Luft.
Selbst nachdem wir das Zelt erreicht hatten, wurde
dieses nicht besser. Es ging kein Lüftchen. Im Zelt
stiegen die Temperaturen auf Backofenniveau. Es
konnte sich keiner vorstellen hier länger zu bleiben.
Doch nach langem geduldigem warten kam dann
die rettende Dunkelheit.
Aber dann sollte es noch lange nicht ausgestanden
sein. Als ich gerade so in den wohlverdienten
Schlaf fallen wollte, schreckte Michel auf und rang
um Luft.
Ebenso stimmte auch bei Rolf etwas nicht. Wie sich
später herausstellte bewirkte das
Medikament das die beiden wegen des Durchfalls
eingenommen hatten Atemaussetzer
beim einschlafen. Sobald sie einschlafen wollten
reduzierte sich ihre Atemfrequenz
drastisch. So das sie um Luft ringend wieder hoch
schreckten.
Also blieb für diese Nacht nicht weiter übrig, wie
sie wach zu überstehen.
Aber irgendwann war auch dieses überstanden. Der
Morgen begrüßte uns wieder mit einem strahlend
blauen Himmel. Es war nur die Frage ob das in
Hinsicht auf die Sonne so
gut war. Trotz der durchlittenen letzten Stunden
machten wir uns bald auf den Weg zum Lager 3.
Einiges Material hoch zu schaffen. Es erwies sich
zunächst auch noch als recht gut. Ab zirka 5900m
zeigte sich dann das auch der Pik Lenin seine
stürmischen Seiten haben kann. Der Aufstieg zum
Razdelneja erwies sich recht schnell als sehr
fordernd. Der Schnee war noch sehr locker und tief.
Zwei Schritte voraus bedeuteten oft wieder einen
zurück. Der Puls schoß in die Höhe und der Wille
zum umdrehen wuchs. Dennoch nach ca. 4 Stunden
standen wir zu dritt oben. Der zunächst höchste
Gipfel für Rolf und Michel war bestiegen.
Allerdings forderte unsere Verfassung auch recht
bald eine schnell Umkehr.
Am gleichen Tag machten wir uns dann auch gleich
noch auf den Rückweg zum Lager 1.
Dort sollte sich jeder von uns noch einmal so
richtig erholen, bevor es dann wieder möglichst in
einem Marsch in die jeweiligen Lager und dann auf
den Gipfel geht.
Zumindest war es so geplant. Allerdings kommt es
ja meistens anders als man denkt.
Schon im Abstieg zum Lager 1 verschlechterte sich
das Wetter und das Trauerspiel nahm
seinen Lauf. Da sich Rolf in der Höhe doch noch
nicht so richtig gut fühlte steig er am nächsten Tag
sogar noch ins Basislager ab, um sich möglichst gut
zu erholen.
In dieser darauf folgenden Nacht brach ein Sturm
über uns herein der seines gleichen sucht.
Im Lager 1 wurden die Zelte reihenweise
abgerissen und teilweise auch zerstört.
Mitten in der Nacht wurde auch mir das Zelt über
dem Kopf weggerissen und der
klare stürmische Sternenhimmel tat sich über mir
auf.
An ein erneutes aufstellen der Zelte war nicht mehr
zu denken. Wir brachten alles im Küchenzelt das
noch stand in Sicherheit, und verkrochen uns, auf
besseres Wetter hoffend, in irgend einem Loch.
Und wieder hofften wir das es Morgen wird und
alles ein Ende nimmt.
Dieses war dann auch wieder nach einigen wachen
Stunden der Fall. Als dann Rolf auch wieder vom
Basislager zurück kam, entschlossen wir uns am
nächsten Tag loszulegen und unseren Aufstieg von
Lager zu Lager in Richtung Gipfel zu beginnen.
Doch wie sollte es auch anders sein. Das Wetter
verschlechterte sich in der Nacht wieder.
Allerdings wurde es nicht mehr so stürmisch
sondern es fing richtig heftig an zu schneien.
Somit war wieder abwarten angesagt. Es schneite
auch noch am nächsten Tag weiter.
Ein Versuch trotz schlechtem Wetter Aufzusteigen
wurde mit Blitz und Donner bestraft und
abgebrochen. Die Luft war so aufgeladen das die
Ausrüstung zu singen anfing, wie bei Regenwetter
unter einem Hochspannungsmasten.
Als ob das nicht genug war, mußten wir dann noch
die Botschaft von absteigenden Bergsteigern
erfahren, daß unser Zelt mit samt schwerer
Ausrüstung im Lager 2 weggefegt wurde. Dieses
drohte nun die ganze Tour zum scheitern zu
verurteilen. Mittlerweile war die Zeit schon so
fortgeschritten das es fast nur noch darum ging die
Ausrüstung zu bergen. Der Gipfel wurde jetzt schon
fast zweitrangig.
Beim ersten richtigen schön Wetterloch machten
sich alle auf den Weg ins höhere Lager
aufzusteigen. Alle anderen Expeditionsgruppen
warteten dieses Schlechtwetterphase ab.
Aber dann war der Andrang groß. Da wir die
einzigsten waren die sich schon zuvor höher
Aufgehalten haben, holten wir recht schnell die
Karawane ein und Rolf spurte einen
neuen Weg zu Lager 1. Dort fanden wir dann auch
unser Zelt in einem sehr traurigen Zustand auf dem
Gletscher auf.
Es war von zwei unserer Lagerbesatzung etwas mit
Schnee und Felsen befestigt worden.
Allerdings kam nach dem ausgraben der Eindruck
auf als wäre im Zelt eine Bombe explodiert. Einige
Essenspackungen waren aufgeplatzt mit
Schmelzwasser, Kleidung und restliche Ausrüstung
wieder zusammen gefroren. Mühsam mußte alles
auseinander gepflückt werden. Als dann alles
wieder so einigermaßen sortiert war,
verschlechterte sich wie zu erwarten das Wetter
aufs neue. Dennoch entschlossen sich Rolf und
Michel gleich noch weiter hinauf ins Lager 3 zu
steigen, um evtl. dort noch die Ausrüstung zu
bergen.
Ich wollte im Lager 2 auf sie warten. Mir hatten die
letzten stürmischen Nächte mit Husten und
Schnupfen zugesetzt. Mit Funk und GPS
ausgerüstet zogen die beiden weiter.
Nach einiger Zeit kam der ersten Funkspruch. Die
Sicht ist fast null und der Schnee noch tiefer als
beim ersten Mal, aber sie versuchen es mit dem
GPS weiter. Endlich nach langem warten rief dann
Rolf durch das sie jetzt wieder runter kommen. Sie
haben schon die ganze Zeit ohne Erfolg nach dem
Lager gesucht und nichts gefunden.
Ich empfing sie mit einer deftigen Suppe bevor wir
uns dann wieder mit der verbleibenden
Ausrüstung auf den Rückweg ins Lager 1 machten.
Als ob sich der Berg einen Spaß mit uns macht
wechselte mitten im Abstieg das Wetter wieder zu
einer schonen Abendstimmung. In der Dämmerung
werden wir schon im Lager erwartet.
Es blieben uns nur noch drei Tage. Es war kein
Lager mehr da wo wir drauf zurückgreifen konnten.
Die einzigste Chance bestand nur noch darin alles
in einem Rutsch
zu versuchen. Da aber die Lawinengefahr extrem
anstieg, der tiefe Schnee so oder so
alles fordern würde und den Erfolg sehr in Frage
stellte, entschieden wir uns für den Absteig ins
Basislager und somit zum Abbruch der Expedition.
Auf dem Weg zum Basecamp kamen uns immer
mehr hoffende Teams entgegen die ihr
Glück in den nächsten Tage und Wochen versuchen
wollten.
Im Lager wurden wir freudig empfangen und am
Abend mit einer Torte belohnt.
Aus Berichte anderer Bergsteiger die nach uns am
Lenin waren, hieß es das die Saison 2001 im
gesamten eine sehr schlechte zur Besteigung war.
Dennoch war es dieses Erfahrung wert. Ein Dank
ist an dieser Stelle unsere Lager Mannschaft von
Thin Shan Travel ausgesprochen, die uns das Leben
trotz schlechter Verhältnisse so angenehm wie
möglich gestalten wollten. Es wurde uns eine
seltene Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft
entgegen gebracht.
Jürgen
Freiburg, 22.08.01
Nützliches:
Beim Flug von Biskek nach Osch sind nur 15kg
Freigepäck. Für den Rest muß eine
Übergepäck Gebühr bezahlt werden. Diese ist
allerdings extrem billig. Sodas
diese erst gar nicht extra mit einkalkuliert werden
muß (25kg ca. 20-30DM).
Die Grenzüberscheitungen und Polizeikontrollen
wurden nie zum Problem.
Auf Grund der guten Organisation waren immer
alle nötigen Papiere in mehrfacher Ausführung
vorhanden.
Zusätzlich benötigtes Geld ist fast ausschließlich
vom Bier und Cola Konsum im
Basislager abhängig. Sascha verlangt da schon
richtig Geld dafür (3-5$ / Flasche)
Aber man gönnt sich ja sonst nichts.
Ansonsten brauchten wir nur Geld für persönliche
Einkäufe und das Übergepäck.
In meinem Fall gerade mal 100$ für die ganze
Reise.
Der Preis für die gesamte Organisation beim
Österreichischen Verkehrsbüro
lag inkl. Visa für Kasachstan und Kirkistan bei
etwas über 4200DM.
Was für uns nicht klar war, war die
Vollverpflegung nicht nur im Basislager sondern
auch im Lager 1. Genauso das die gestellten Zelte
in beiden Lagern vorhanden waren.
Dolmetscher standen uns während der gesamten
Hin- und Rückreise zur Seite.
Dieses vereinfachte viele Dinge immens, da
Russisch nicht gerade unsere Stärke war.
Als Zeitbedarf für die gesamte Tour sollten
mindestens 20 Tage veranschlagt werden.
Mehr ist immer gut wie sich heraus stellte. Das
Wetter kann doch auch für einige Tage
umschlagen. Wir hatte volle 16 Tage am Berg, was
eigentlich mit ca. 4 Reservetagen
ausgereicht hätte.
Nützliche Links und Adressen:
Österreichisches Verkehrsbüro
http://www.verkehrsbuero.at/

bottom of page