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Kriegsschrott am Albrus

ELBRUS 5645M

Skitouren im Osten

ELBRUS WEST UND OST GIPFEL, 5642M

Und wieder machen sich drei Ausbilder der FAS auf den Weg einen der großen Berge der Welt zu besteigen.
Dieses mal war der Elbrus mit 5642m an der Reihe. Geographisch gesehen ist er der höchste Berg Europas.
Es sollte diesmal nicht eine Expedition im gewohnten Stiel werden. Diese Tour glich eher einem Skitourenurlaub
mit abschließendem hohem Gipfelziel. Die Anreise gestaltete sich wesentlich unkomplizierter und
vor allem, was die Einreise angeht, unkritischer als gedacht. Seit der Öffnung Rußlands hat sich in diesem Punkt
sehr viel getan. Unsere Reiseroute verlief wie folgt:
Von Zürich 3h Flug nach Moskau, Übernachtung und am nächsten Tag Weiterflug nach Mineralniye Vody.
Weiter 4 Stunden per Kleinbus ins Baskan Tal, nach Terskol dem Ausgangspunkt unserer Touren. Als
Unterkunft im Baskantal diente uns, das schon in die Jahre gekommene Hotel „Itkol“. Weitere (schönere und
komfortablere Unterkünfte und Hotels stehen in Cheget und der Azau Station zur Verfügung.
Zunächst standen Akklimatisierungstouren auf dem Plan. Die Berge um Terskol bieten hierfür ein perfektes
Teheran. Zum Einstieg ging es per Liftunterstützung auf den ca. 3500m hohen Cheget. Mitte Mai ist auch im
Baskantal der Schnee in tieferen Lagen schon zur Mangelware abgeschmolzen. Somit waren die veralteten
Liftanlagen doch eine willkommene Alternative zu ca. 2 Stunden Ski Schultern. Der Cheget zieht mit
verschiedenen Gradgipfeln direkt gegenüber des Elbrus auf über 3800m empor. Per Ski können allerdings nur
die ersten Gipfel bestiegen werden. Die weiteren erfordern schon ausgesetzte Kletterei.
Abendes lassen sich die täglichen Skiexkursionen gut in einem der neueren Lokale vor Ort auskurieren.
Mit Bier, Wodka und Schaschlik wird jede noch so anstrengende Tour zum Spaziergang.
Am nächsten Tag war eine Tour zum Gumatchi 3810 angesagt. Eine lange (heiße) aber sehr lohnende Skitour
durch das Yusengi Tal. Weite geschwungene Hänge laden auch immer wieder Heliskier zur rasanten Abfahrt aus
allen Himmelsrichtungen ein. Der Gumatchi Peak bietet einen grandiosen Einblick auf das Elbrus Massiv und
die Berge der Uschbakette. Alleine in diesem Tal hat es Skitouren Potential für über eine Woche.
Richtig akklimatisiert und voller Tatendrang, ging es dann am nächsten Tag, per Seilbahn von der Azau Station
zum 3800m hoch gelegenen Bergsteigerlager Botchki. Dieses ebenfalls schon deutlich in die Jahre gekommene
Bivak Camp ist der Ausgangspunkt für die meisten Besteigungen der Elbrus Gipfel. Die altbekannte Priut 11 ist
nur noch eine Ruine. In unmittelbarer Umgebung zu ihr, entstanden allerdings einige einfache Unterkünfte. An
Komfort, Einrichtung und Sauberkeit kommen diese allerdings nicht an das ca. eine Stunde tiefer gelegene
Botchki Camp heran.
Ein breiter, zunehmens steiler werdender Hang, zieht über eine große Distanz zu den beiden Elbrus Gipfeln.
Es erscheint fast als könnte man mal eben schnell zum Gipfel laufen. Wenn da doch nicht die ganz kleinen
schwarzen Punkte im Schnee, auf einige Bergsteiger hinweisen würden, die weit entfernt auf dem Rückweg
vom Gipfel zu sehen sind. Diese kleinen Punkte setzten die gesamten Dimensionen wieder in ein richtiges
Verhältnis. Am gleichen Tag der Anreise ins Botchki Camp, liefen wir zur weiteren Akklimatisation noch in die
Nähe der Pastuckhov Felsen. Deren unteres Ende beginnt auf ca. 4600m. Diese Felsen dienen auch den meisten
Alpinisten im Winter als Skidepo vor dem Gipfelsturm. Ab den Felsen zieht eine unendlich erscheinende
Querung in den Sattel zwischen dem West- und Ostgipfel.
Am nächsten Tag wollten wir es wissen. Um 8.00 ging es los. Wir wollten versuchen soweit wie möglich
zum Gipfel vorzudringen. Die Späte Aufbruchszeit hat seinen Grund. Ab ca. 4800m ist der Schnee noch sehr
hart und Windverpresst. Im Laufe des Tages, veränderte sich der Schnee immer mehr zur perfekten Abfahrt. So
war es auch möglich, mit den Ski und Harscheisen bis in den Sattel auf 5300m aufzusteigen, ohne die Ski auf
4800 stehen zu lassen, oder gar auf dem Rucksack hinauf tragen zu müssen. Wir wurden immer wieder von den
Dimensionen überrascht, die einem den Eindruck vermittelten, keinen Schritt voran zu kommen. Selbst als der
Gipfel in der Tasche erschien, wurden wir wieder von der Tatsache eingeholt, das es sich doch noch eine weitere
Stunde über die Hochflächen des Westmassivs ziehen sollte. Aber dann endlich nach 6 ½ Stunden. Der höchste
Punkt Europas war erreicht. Nahezu Windstill und schon fast sommerlich warm zeigte sich uns die kleine
Gipfelpyramide.
Wieder zurück im Sattel, bei unserem Skidepo, erwies sich die Entscheidung mit den Ski soweit als möglich
aufzusteigen, als sehr Sinnvoll. Der Abstieg, oder viel mehr die Abfahrt, war somit fast ein Genuß im Vergleich
zum anstrengenden Bergab Latsch per Steigeisen. Vor allem bei dem schon mittlerweile perfekt aufgefirnten
Schnee. Kaum mehr als eine Stunde später standen wir dann schon wieder vor unseren Bivaktonnen im Botchki
Camp. Der Pflichtteil war vollbracht. Jetzt heißt es entweder ausruhen, oder gleich noch mal von vorne.
Für mich war die Entscheidung bald gefallen. Auch für Axel und Wolfgang war nun der Tag der Entscheidung
gekommen. Sie nutzten meinen Gipfeltag nochmals als Akklimatisations Tag und stiegen bis 5000m auf. Nun
wollte eine weitere Gruppe per Radtrack zu den Pastuckhov Felsen aufsteigen. Eine Radtracktour kostet pro
Fahrt 200$ geteilt durch die Mitfahrenden. In unserem Falle, geteilt durch 10. Durch die Benutzung des
Radtracks (Bistenbully) spart man sich den langen Pistenähnlichen Aufstieg bis unter die Felsen. Dieser Teil ist
auch der langweiligste wärend des gesamt Aufstiegs. Der Radtrack benötigt ca. eine Stunde für die ansonsten
dreistündige Strecke. Ideal für mich gleich nochmals aufzusteigen. Dieses mal sollte es aber direkt auf den
Ostgipfel mit 5621m gehen. Und direkt heißt auch direkt, durch die Südwand mit den Ski auf dem Rucksack.
Allerdings ist diese Variante nicht unbedingt die Lohnendste. Es zeigte sich ganz schnell das der Elbrus ein
erloschener Vulkan ist. Die Geröllfelder im oberen Teil der Wand waren sehr mühsam zu begehen. Ein Schritt
vor, zwei zurück. Die Mühe von dieser Seite den Gipfel zu besteigen, lohnt sich nur für diejenigen die abseits
der aufsteigenden Massen eine eigene Linie ziehen wollen. All den anderen sei der Aufsieg vom Sattel her
empfohlen.
Der Ostgipfel zeigt sich in einem ganz anderen Bild als der Westgipfel. Hier ist auch noch der deutlich
ausgeprägte Krater des Vulkans zu sehen. Er öffnet sich nach Osten. Es gibt keinen markanten Gipfelpunkt.
Der Gipfel selbst wird durch eine kleine Metallpyramide markiert, die sich auf der Südwestseite des Kraterrands
befindet. Eine Stunde bevor Axel und Wolfgang den Westgipfel erreichten stand ich auf dem Ostgipfel. Nur
einen Tag später zeigt sich er Das Wetter am Gipfel völlig unterschiedlich. Ein Eisiger Sturm bekleidete mich
während der letzten Stunden. Nach nur wenigen Minuten auf dem Gipfel trete ich den Rückzug an. Die Abfahrt
auf der Westseite zum Sattel hin, ließ sich gegenüber dem Aufstieg auf der Südseite, genießen. Erst jetzt wurde
mir wieder klar, warum ich die Ski bis auf den Gipfel geschleppt habe. Nach ca. 40 Min. schneller Abfahrt über
die weiten Hänge des Elbrus, stand ich wieder im Botschki Camp.
Innerhalb von einer Stunde zog ein schneereiches Gewitter von Norden über die Gipfel und hüllte alles
in ein undurchsichtiges weißgraues Gewand. Nun war für all diejenigen am Berg die sich noch im Abstieg
befanden äußerste Vorsicht angesagt. Die weiten unmarkanten Hänge des Elbrus, bieten eine extrem schlechte
Orientierung. Ein GPS kann da Wunder wirken. Der Weg im oberen Teil ist nur selten mit kleinen
Markierungsstangen bestückt. Sollte man vom Weg abkommen, droht der Absturz in einer der mächtigen
Spalten direkt unterhalb des Westmassivs. Somit ist auch das Wetter als Gefahrenpotential Nummer eins
anzusehen. Während unseres Aufenthaltes, änderte sich dieses oft innerhalb weniger Stunden.
Unsere Reise dauerte mit An- und Abreise über Moskau 11 Tage. Sollte das Wetter mitspielen, ist dieser Zeitrahmen
gut gesteckt und läßt auch genügend Spielraum für Reservetage. Eine vorherige Akklimatisation ist
natürlich immer von Vorteil. Diese ist allerdings nicht zwingend nötig, da entsprechende Vorbereitungstouren
vor Ort unternommen werden können. Sollte jemand Höhenluftempfindlich sein, empfiehlt sich noch, ein oder
zwei Tage mehr für die Akklimatisation zu spendieren.
21.05.03
Jürgen
Expeditionsteilnehmer:
Wolfgang Konanz
Axel Dittmann
Jürgen Roth
Links: http://www.elbrus.org/
http://www.verkehrsbuero.at/

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